Literatur & Wissen · Vorträge

Die Bamberger Heiltumsbücher: Reliquienkult und Buchkultur am Ende des Mittelalters

Online-Vortrag von Prof. Dr. Peter Schmidt (Hamburg)

Die Bamberger Heiltumsbücher: Reliquienkult und Buchkultur am Ende des Mittelalters
Die Bamberger Heiltumsbücher: Reliquienkult und Buchkultur am Ende des Mittelalters

Vierter Vortrag der dreizehnteiligen Online-Vortragsreihe BAMBERGER BUCH-GESCHICHTEN

Über Zoom:
bsb.bayern/sbbvortrag
Meeting-Kenncode: SBB 22
Meeting-ID: 960 499 6049

Zur Teilnahme benötigen Sie nur einen Internetzugang vom heimischen PC, Tablet oder Smartphone. Sie können den Vortrag über das kostenfreie Videokonferenzsystem Zoom verfolgen, entweder mit der entsprechenden App oder Ihrem Browser.

Geschichten über Bücher und andere in Bibliotheken verborgene Schätze erzählen Referentinnen und Referenten im Zuge einer Vorlesungsreihe, die im Herbst und Winter 2021/22 online stattfindet. Ab dem 19. Oktober 2021 können Sie sich immer dienstags an insgesamt 13 Terminen kostenfrei über die auf der Website der Staatsbibliothek Bamberg zeitnah veröffentlichten Zugangsdaten einwählen. In der Regel beginnen die virtuellen Vorträge um 19:00 Uhr.

Nicht viel ist geblieben von den Schätzen, die man im Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit als den kostbarsten Besitz des Doms und der anderen Bamberger Kirchen ansah: Die umfangreichen Sammlungen von Reliquien der Heiligen. Seit dem späten Mittelalter wurden sie in teils prächtigen Reliquiaren mehrmals öffentlich zusammen ausgestellt, was große Menschenmengen anzog. Mit der Säkularisation wurden diese immateriellen wie materiellen Schätze zu einem großen Teil zerstreut oder vernichtet. Einzigartige Zeugnisse dieser vergangenen Pracht und Kultpraxis sind die sogenannten Heiltumsbücher – bebilderte Kataloge dieser Schätze –, die zwischen 1493 und 1509 produziert wurden. Bedeutend sind sie aber nicht nur als Dokumente eines verlorenen Teils der religiösen Kultur Bambergs, sondern in ihrer Gesamtheit als Medienphänomen und in ihrer Individualität als herausragende Zeugnisse der Buchkultur in den Jahrzehnten um 1500. Im Mittelpunkt des Vortrags wird das prächtige handgeschriebene und -gemalte Heiltumsbuch stehen, das sich heute in der British Library in London befindet. Zu verstehen ist dieses nur im Kontext der älteren gedruckten Heiltumsbücher, deren beste zusammenhängende Sammlung sich in der Staatsbibliothek Bamberg befindet. Der Vortrag stellt aktuelle Forschungen zu diesem Codex vor und damit ein zu Unrecht wenig bekanntes Kapitel der Bamberger Buchgeschichte.

Professor Dr. Peter Schmidt lehrt Kunstgeschichte des Mittelalters an der Universität Hamburg. Er wurde 1995 an der TU Berlin mit einer Arbeit über die Illustration von Handschriften in der Umbruchphase zwischen manueller Herstellung und Druck im 15. Jahrhundert promoviert. Fragen der Mediengeschichte und des Verhältnisses zwischen Bildern und Texten ziehen sich als roter Faden durch seine Forschungen. Der Habilitation an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main 2008 folgten eine Gastprofessur an der Humboldt-Universität in Berlin, die Mitarbeit an der Ausstellung „Origins of European Printmaking“ in Washington und Nürnberg und ab 2009 die Tätigkeit für den Katalog der deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 2014 wurde er auf die Professur für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mittelalter an der Universität Heidelberg berufen, 2016 bekleidete er eine Gastprofessur an der Universität Fribourg (Schweiz), bis er 2017 dem Ruf an die Universität Hamburg folgte.

Bamberger Buch-Geschichten lassen sich viele erzählen, denn jedes Buch hat seine eigene Geschichte – und die Staatsbibliothek Bamberg bewahrt mehr als eine halbe Million davon. Manche Geschichten sind aber besonders spannend, denn in ihnen wird eine ganze Epoche lebendig. Die thematische Bandbreite der Vorträge reicht vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Vorgestellt werden herausragende Objekte oder Objektgruppen aus dem Bestand der Staatsbibliothek Bamberg, darunter mit Buchmalerei ausgestattete Handschriften, Raritäten aus den Anfangsjahren des Buchdrucks, einzigartige Dokumente der frühen Neuzeit sowie Quellen zum Musikleben des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu entdecken sind auch Materialien, die man in einer Bibliothek nicht vermuten würde: in der Graphischen Sammlung finden sich Zeichnungen von bemerkenswerter künstlerischer Qualität, ja sogar ein Fächer, den ein bambergischer Geheimkanzlist mit dekorativen Chinoiserien bemalte.

Die Vorträge am 16. und 30. November ergänzen unsere Herbstausstellung Joseph Heller und die Kunst des Sammelns, die dem Bamberger Kunstsammler Joseph Heller (1798–1849) gewidmet ist. Sie vertiefen Aspekte der Rezeption Albrecht Dürers, dessen Werke im Mittelpunkt von Hellers hochkarätiger Sammlung und von seinem weit gespannten Briefwechsel standen. Die Vortragsreihe vermittelt so auch einen Eindruck davon, wie die Bestände der Bamberger Staatsbibliothek in ihrer über 200-jährigen Geschichte angewachsen sind. Zu den säkularisierten Stifts- und Klosterbibliotheken kamen Bücher aus ehemals fürstlichem Besitz und Vermächtnisse privater Sammler. Bis heute bereichern immer wieder Nachlässe und gezielte Erwerbungen aus dem Antiquariatshandel die Sammlungen.

Lassen Sie sich also von den Vorträgen auf eine virtuelle Entdeckungsreise in die Magazine der Staatsbibliothek Bamberg mitnehmen. Brillante Digitalfotos und fachkundige Erläuterungen bringen Ihnen die fragilen Kostbarkeiten nahe, fast ohne dass Sie einen Finger regen müssen.

Die Vortragsreihe wird in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Volkshochschule Bamberg Stadt, dem Colloquium Historicum Wirsbergense und dem Historischen Verein Bamberg durchgeführt. Es moderieren Prof. Dr. Bettina Wagner (Staatsbibliothek Bamberg) und Dr. Anna Scherbaum (Volkshochschule Bamberg Stadt).

Eintritt: frei

Veranstalter: Staatsbibliothek Bamberg

Kontakt: Tel. 0951 95503-101, www.staatsbibliothek.bamberg.de

9. November 2021

um 19:00 Uhr

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